Prideflag
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Meine persönlichen Gedanken rund um die Regenbogenflagge 05.07.25
Ich möchte niemanden mit der Regenbogenflagge nerven.
Wie kann so ein Symbol des Friedens und der Vielfalt auch jemanden provozieren?
Ich bräuchte keine Flagge auf dem Bundestagsgebäude, keinen Christopher Street Day und auch keinen Pride Month. Warum sollte ich stolz darauf sein, lesbisch zu sein? Ich bin ja auch nicht stolz darauf, Rechtshänderin zu sein, braune Augen oder straßenköterblonde Haare zu haben. Es ist einfach ein Teil von mir. Keine Entscheidung, kein Verdienst – es ist das pure Sein. Und dieses Sein braucht keine Bewertung. Es ist einfach. Es braucht keine Extrawurst – aber vor allem keine Diskriminierung.
Was ich brauche ist, dass ich als Frau und frauenliebende Frau ganz normal in Ruhe leben kann.
Ich will, dass Frauen in Sprache und Schrift sichtbar sind. Deshalb verwende ich seit 30 Jahren gelegentlich das Binnen-I. Sonst bleibt eine Frau im weißen Kittel immer die Krankenschwester und wird niemals als Ärztin wahrgenommen. Denn wenn in einem Text nur vom „Arzt“ die Rede ist, erscheint in unseren Köpfen eben kein geschlechtsloser Mensch, sondern ein Mann im weißen Kittel. Die Ärztin existiert darin nicht. So tickt unser Gehirn – es braucht klare Bilder. Sprache formt diese Bilder. Und wer sprachlich nicht vorkommt, wird auch gesellschaftlich übersehen.
Manche behaupten, Frauen seien beim generischen Maskulinum „mitgemeint“. Aber wehe, wir drehen den Spieß um: Sobald wir konsequent nur die weibliche Form verwenden und sagen, die Männer seien doch ebenso mitgemeint, bricht sofort der Protest los.
Genau daran zeigt sich, wie hohl und unehrlich dieses „mitgemeint“ in Wahrheit ist.
Ich will, dass sich Frauen und Mädchen wehren können, wenn sie angegriffen werden – um den HERRschaften klarzumachen, dass sie sich gefälligst zu benehmen haben.
Als feministische Lesbe, die in den 90er-Jahren recht aktiv war, hatte ich wenig Berührungspunkte mit schwulen Männern, noch weniger mit Tunten oder Transpersonen. Was heute mit all den differenzierenden Begriffen – LGBQXYZ, cis, nicht-binär – und den neuen Fahnen gemeint ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Ich habe mich bisher nicht damit beschäftigt und habe es auch nicht vor. Aber ich respektiere die Menschen so, wie sie sind. Sie tun mir nichts – und dir übrigens auch nicht.
In all dem Durcheinander verliere ich manchmal die Orientierung und frage mich: Wer bin ich eigentlich – und wo ist mein Weg? Dreimal stand ich mit Foto und Namen als Lesbe in der Mittelbayerischen Zeitung – schwarz auf weiß. Einmal wegen einer Podiumsdiskussion zu „Frau und Beruf“, später mit meinem Bücherturm in Donaustauf und zuletzt im Rahmen meiner Ausstellung in der Sigismundkapelle (ja, im Rahmen des Pride Month). Ich stehe einfach da, mache friedlich mein Ding und bringe meine Liebe in die Welt. Und vielleicht wurde ich auch deshalb noch nie angegriffen.
Jeder Mensch ist anders – ein eigenes kleines Universum. Das macht unsere Welt bunt, stabil und zukunftsfähig. Alle Menschen haben die gleichen Rechte. Die meisten von uns möchten einfach in Verbundenheit und Freiheit leben – ohne anderen absichtlich zu schaden.
Ich schätze es sehr, wenn wir unser Bewusstsein erweitern, unsere Mitmenschen mit Mitgefühl betrachten und dienend so zu handeln, dass ein friedliches Miteinander in unserer Gemeinschaft noch besser gelingt. Immer mehr Menschen erkennen bereits, wie erfüllend es ist, Verantwortung für die eigene Schöpferkraft zu übernehmen und bewusst ein gutes Leben zu gestalten – statt sich von angstmachenden Medien hypnotisieren und lähmen zu lassen oder in den Kampfmodus zu verfallen.
Diese innere Haltung führt zu mehr Freude, Erfüllung und Dankbarkeit als jede Anhäufung äußerer Besitztümer. Wir nehmen später nur unseren seelischen Reichtum mit.
Ich wünsche mir, dass alle Kinder des Regenbogens – hier in Deutschland und überall auf der Welt – eines Tages so selbstverständlich leben können wie andere auch. Ohne Angst, ohne Angriff.
Dann könnten wir die Regenbogenflaggen einrollen – Ziel erreicht, alles gut.
Doch bis dahin werden wir weiterhin sichtbar und regenbogenbunt unsere Menschenrechte einfordern – jede auf ihre Weise.
Und ich? Ich tue das in meinem Alltag, durch mein So-Sein sowie in Wort und in Bild.
In diesem Sinne wünsche ich den RegensburgerInnen heute einen tollen und friedlichen CSD.
Herzliche Grüße
Birgit Schmidmeier